Faustino Oro: IM mit 10!

Elf wird Faustino Oro erst in dreieinhalb Monaten. Jetzt hat der Argentinier als jüngster Spieler jemals den Titel des Internationalen Meisters (IM) errungen. Die dritte Norm gelang dem Zehnjährigen bei einem Rundenturnier in Barcelona, das er ungeschlagen mit 6,5/9 als geteilter Erster absolvierte (Wertungszweiter). Seine Elozahl hatte er unlängst beim Schachfestival Madrid auf über 2400 gehoben. Damit sind alle Voraussetzungen für die Titelverleihung erfüllt.

via chess.com

Oro ist der dritte Spieler, der den IM-Titel vor seinem 11. Geburtstag schafft. Bis jetzt hatte Abhimanyu Mishra den Rekord gehalten: 10 Jahre, 9 Monate, 3 Tage. Praggnanandhaa war 16 Tage älter, als er IM wurde. Selbst Magnus Carlsen brauchte deutlich länger als diese Ausnahmebegabungen, um sich den höchsten Titel zu sichern. Carlsen war 12 Jahre alt, als er 2003 in kurzer Folge drei IM-Normen und den Titel erzielte.

IM mit 10, Faustino Oro hat es tatsächlich geschafft. Im Video: Sein Sieg bei der Amerikameisterschaft gegen Titelverteidiger Georg Meier und dessen französische Verteidigung.

Die internationale Schachszene fiebert seit Tagen mit dem Wunderknaben auf Rekordkurs. In Barcelona hatte er stark angefangen, geriet aber in den letzten beiden Partien unter Druck. Insbesondere zum Schluss gegen den chilenischen IM Fernando Valenzuela Gomez musste Oro hart um den für die Norm erforderlichen halben Punkt kämpfen. Nach der Partie kein Jubel, keine Euphorie. Er habe ruhig sein Formular signiert und dann mit seinem Vater den Spielsaal verlassen, berichtet chess.com

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Faustino Oro ist einer aus der riesigen Schar derjenigen, die während der Covid-Pandemie mit Schach begonnen haben: Sein Vater Alejandro hat ihn als Sechsjährigen auf chess.com angemeldet, damit er daheim in Buenos Aires eine vernünftige Beschäftigung hat. Seitdem geht es online ebenso rasant bergauf geht wie am Brett. Vor einigen Tagen hat Oro erstmals ein Online-Blitzrating von über 3000 erzielt, ein Wert, den mancher Großmeister mit Top-50-Level nicht schafft. Anfang des Jahres ging ein Clip einer Bulletpartie um die Welt, in der Oro gegen Magnus Carlsen gewinnt (siehe im Video oben).

Bericht im Spiegel über den “Messi des Schachs”.

Geografisch wandelt Faustino Oro auf den Spuren von Fabiano Caruana, dessen Eltern 2004 mit ihrem hochbegabten Sohn von Florida nach Madrid zogen, damit er näher an der europäischen Turnierszene lebt. Caruanas Weg als Schachprofi war vorgezeichnet. Faustino Oros Eltern sind jetzt mit ihrem Sohn von Buenos Aires nach Barcelona gezogen, um ihm den schachlichen Aufstieg zu erleichtern. Gleichwohl betonen sie, dass dieser Aufstieg ohne Druck vonstatten geht. Faustino solle Freude haben an dem, was er tut.

In Argentinien hat sich derweil ein Konsortium aus Geschäftsleuten und dem argentinischen Verband gefunden, das die Familie finanziell unterstützt, um diesen Weg möglich zu machen. Das Konsortium hat eine Gruppe von fünf Trainern angeheuert, die mit dem “Messi des Schachs” arbeiten, auf dass er im Denksport so gut werden möge wie der echte Messi im Fußball.

So weit wie der junge Mann links ist Faustino Oro noch nicht: Jüngster Großmeister der Welt ist Yagiz Kaan Erdogmus, der in der kommenden Saison für den SC Viernheim in der Schachbundesliga spielen wird.

Um der jüngste Großmeister im Schach zu werden, hat Faustino Oro jetzt knapp zwei Jahre Zeit. Den Rekord hält der US-Großmeister Abhimanyu Mishra, der mit 12 Jahren, 4 Monaten und 25 Tagen GM wurde. Aktuell jüngster Großmeister der Welt ist der unlängst zum SC Viernheim gewechselte Yagiz Kaan Erdogmus, seitdem er Ostern 2024 beim Grenke-Open im Alter von zwölf Jahren, neun Monaten und 29 Tagen Großmeister wurde.

“Rekorde sind nicht wichtig. Es zählt nur, dass Fausti richtig stark wird, ohne den Spaß am Schach zu verlieren”, sagte Alejandro Oro im Januar der »FAZ« .

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joschi
joschi
3 Monate zuvor

Zuviele IMs im Schach?

Schachfreund
Schachfreund
3 Monate zuvor

“Den Rekord hält […] Yagiz Kaan Erdogmus” steht am Ende des Artikels, aber ist das korrekt? Ist nicht Abhimanyu Mishra weiterhin der Rekordhalter?