Kurz vor der Halbzeit des Turniers der besten deutschen Schachspielerinnen in Darmstadt hat Josefine Heinemann mit 3,5 Punkten aus 4 Partien die Führung übernommen. Einen halben Punkt dahinter: Dinara Wagner und Lara Schulze. Zwei Mitglieder dieses Führungstrios treffen am heutigen Dienstag in einer richtungweisenden Partie aufeinander: Wagner führt die weißen Steine gegen Heinemann. Die fünfte von neun Runden beginnt um 15 Uhr.
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Überschattet wird das „Masters“, dotiert mit 11.400 Euro Preisgeld, vom Fehlen der Nummer eins der deutschen Rangliste. Elisabeth Pähtz nimmt nicht teil.

Für den ausrichtenden Schachbund ist das schade, für die anderen Spielerinnen ebenso. Ohne die einzige außerhalb der Schachszene bekannte Spielerin erzeugt das Turnier weniger Aufmerksamkeit, als es könnte. Den Teilnehmerinnen fehlt derweil ein sportlicher Vergleich, an dem sie wachsen könnten, – und eine Standortbestimmung:
Ist der Abstand nach ganz oben wirklich so groß, wie ihn die Elorangliste suggeriert? Oder ist er schon geschrumpft, wie es Leistungssportreferent Gerald Hertneck vorschwebt?
Im „Best Western Plaza Plus“-Hotel in Darmstadt offenbart sich, dass die Riege derjenigen, die die Lücke nach oben schließen sollen, gewachsen ist. Dinara Wagner, vormals Dordzhieva, geboren in Elista, wird vom russischen zum deutschen Verband wechseln. Die fünffache russische Mädchenmeisterin studiert in Deutschland. Unlängst hat sie den deutschen Großmeister Dennis Wagner geheiratet.
Gleich in der ersten Runde zeigte Wagner, warum sie Bundestrainer Yuri Yakovich für den Wettbewerb nominiert hat. Gegen die „Titelverteidigerin“ Hanna Marie Klek, Deutsche Masterin 2021, stand Wagner aus der Eröffnung heraus auf Gewinn. Klek verteidigte ihre Ruine zwar bis tief ins Endspiel, konnte aber die Null zum Auftakt nicht verhindern:
Turnierküken Antonia Ziegenfuß, ein Punkt aus vier Partien, droht derweil, unter Wert geschlagen zu werden. Die 16-Jährige agierte gegen Jana Schneider wie gegen Wagner auf Augenhöhe, kassierte aber letztlich in beiden Partien gegen die Turnierfavoritinnen eine Null. Speziell gegen Schneider hatte sie zwischenzeitlich gar am ganzen Punkt geschnuppert:
Ein Desaster droht Brigitte Burchardt, dreifache DDR-Meisterin und einstige Spitzenspielerin von internationalem Format. Mit null Punkten aus vier Partien dürften die anderen die 67-Jährige als Zielscheibe auserkoren haben.
Bei noch fünf zu spielenden Partien können sich auch die mit 2,5/4 in Lauerstellung liegenden Jana Schneider und Melanie Lubbe noch Hoffnung auf den Turniersieg machen: