Keymer: “Noch kann alles passieren”

Vincent Keymer hat am zweiten Tag des Airthings Masters bestätigt, was er am ersten angedeutet hatte. Nach zwei Siegen (über Anish Giri und Schnellschach-Weltmeister Nodirbek Abdusattorov) sowie zwei Niederlagen (Magnus Carlsen und Andrey Esipenko) teilt sich Keymer mit Carlsen den fünften Platz, beide stehen nach acht Partien bei 13 Punkten. Etwas abgesetzt hat sich an der Tabellenspitze Ian Nepomniachtchi, der mit 19 Punkten 4 Zähler vor den Verfolgern Ding Liren und, Überraschung, Eric Hansen liegt.

Am heutigen Montag um 18 Uhr geht es mit dem dritten von vier Vorrundentagen weiter. Keymers Gegner: zuerst gegen den nach seiner Auftaktniederlage groß aufspielenden Ian Nepomniachtchi, dann gegen Schlusslicht Alexandra Kosteniuk, danach Vladislav Artemiev und Hans Moke Niemann.

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Vincent Keymer startete mit einer Glanzleistung in den zweiten Tag, ein feiner Sieg über Anish Giri, gekrönt von einem Turmopfer auf f7.

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Beim live kommentierenden Keymer-Coach Peter Leko löste das Geschehen anhaltende Aufgeregtheit aus.

Wie Vincent Keymer mit Anish Giri das Brett fegte.

Sein Schützling spielte den Rest der Partie derweil cool herunter – um sich in der Runde danach der härtestmöglichen Herausforderung im Schach zu stellen: Schwarz gegen Magnus Carlsen. Vielleicht hielt sich Keymer ein wenig zu strikt an seine Marschroute, die er gegen Widersacher aus der 2800-Abteilung einzuhalten pflegt: zuallererst solide sein, nichts anbrennen lassen.

In diesem Fall führte die vermeintliche Solidität zu einem Spiel auf ein Tor, das schwarze.

Am Königsflügel werden keine Linien aufgehen, am Damenflügel sehr wohl. Und das gefällt allein dem Weißen: Magnus Carlsen knetet Vincent Keymer.

Aber Keymer war nicht angeknackst, wie sich in der folgenden Partie gegen Schnellschach-Weltmeister Nodirbek Absusattorov offenbarte. Hier war es der Russe, der nicht viel mehr tun konnte, als solide zu sein. Ein Versuch, sich zu befreien und aktiv zu werden, führte schnurstracks in ein kritisches Turmendspiel, das Keymer gewann.

Wie am ersten Tag wären 2,5/4 gegen Weltklassegegnerschaft drin gewesen, aber das Finale des zweiten Tages gegen Andrey Esipenko lief gleich doppelt unglücklich. Erst wurde aus einer deutlich besseren Stellung für Keymer eine deutlich schlechtere, die schließlich in ein Endpsiel T+L vs. T mündete. Das nur mit dem Increment zu verteidigen, war schwierig. Keymer hätte es fast geschafft. Ihm fehlten am Ende drei Züge, um ein Remis per 50-Züge-Regel zu bekommen.

Vincent Keymer nach getaner Arbeit im Gespräch mit chess24-Host Katja Snare.

Es gilt aus Keymers Sicht nun das, was schon nach dem ersten Tag gegolten hatte: Hochzufrieden mit dem Abschneiden bislang, aber dem Verlauf der Partien nach hätten es sogar noch mehr Punkte sein können. „Daran muss ich arbeiten“, sagt Keymer.

Abhängig von den heutigen Ergebnissen, könnte nun die Qualifikation fürs K.o.-Finale der besten acht eine realistische Option werden. Noch möchte Keymer darüber nicht spekulieren, „wir haben ja gerade erst die halbe Vorrunde gespielt, da kann noch alles passieren“. Sollte es am Ende für die K.o.-Runde reichen, „das wäre fantastisch“.

Die Tabelle nach 8 von 15 Runden:

via chess24

“Nepo marschiert, Pragg stoppt das Carlsen-Comeback”:
Bericht zum zweiten Turniertag bei chess24

“Nepomniachtchi übernimmt die Führung”:
Bericht zum zweiten Turniertag bei chess.com

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