Grand Swiss: Schiedsrichter in Isolation

Schon vor Beginn des Turniers haben die Grand Swiss’ in Riga den ersten Covid-Fall. Chef-Schiedsrichter Alex Holowczak hat nach Angaben der FIDE die Ausrichter informiert, er habe vor seiner Anreise Kontakt mit jemand Infiziertem gehabt. Der Brite, geimpft und ohne Symptome, befindet sich vorerst in Isolation und unter ärztlicher Beobachtung. Er wird seinen Job als oberster Regelhüter des Grand Swiss verspätet aufnehmen.

Der Wettbewerb des offenen und des Frauen-WM-Zyklus mit seinen 157 Spieler:innen findet, wie berichtet, unter strikten Hygienebestimmungen statt. Alle Beteiligten sollen Kontakte außerhalb der Rigaer Schachblase meiden. Alle Teilnehmer haben unterschrieben, dass sie sich abseits ihrer Partien möglichst im Hotel aufhalten. Das Benutzen öffentlicher Verkehrsmittel ist ihnen untersagt. Spaziergänge sind erlaubt, so lange Abstand gehalten wird.

https://youtu.be/wfn5sUON4MY

Die Partien der ersten Runde beginnen am heutigen Mittwoch um 13 Uhr. Zur Liveübertragung hier (chess.com) oder hier (chess24).

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Alex Holowczak (links) wird seine Arbeit als Chef-Schiedsrichter verspätet aufnehmen. Vorerst befindet er sich in seinem Hotelzimmer in Isolation. | via chess.com/Twitch

Was die 157 am Brett erwartet, wird während der elf Runden kein Spaziergang sein, beginnend mit der ersten Runde am heutigen Mittwoch ab 14 Uhr. Vincent Keymer hat Schwarz gegen die chinesische Nummer zwei Yu Yangyi, dessen aktuelle 2704 Elo das untere Ende seines Leistungsspektrums repräsentieren. Vor zwei Jahren stand Yu Yangyi bei 2765, war Mitglied der Top 10 der Welt und schien auf bestem Wege zu sein, der chinesischen Nummer eins Ding Liren (der beim Grand Swiss fehlt) dessen Status als chinesischer Spitzenspieler streitig zu machen.

Dmitrij Kollars bekommt Gelegenheit, Boris Gelfand (53) zu zeigen, was er gelernt hat. Der einstige Weltklassespieler und WM-Herausforderer 2012 (Elo-Bestwert 2777) hat in den vergangenen Monaten regelmäßig mit dem deutschen Kader trainiert. Als Folge dieses bei den Spielern beliebten Engagements war Gelfand einer von mehreren internationalen Top-Trainern, die ein Angebot erreichte, die deutsche Nationalmannschaft bei der Mannschafts-EM im November als Coach zu betreuen. Gelfand, wie alle anderen, lehnte ab.

Schließlich spielt der 53-Jährige ja auch noch, und das weiterhin respektabel, wie unlängst beim World Cup in Sotschi Arik Braun erfahren musste. Der Berliner Großmeister kam im Match gegen Gelfand nicht annähernd in die Nähe der ersehnten Überraschung. Andererseits kann sich Kollars bei Vincent Keymer erkundigen, was zu tun ist, um Gelfand niederzuringen. 2018 beim Grand-Swiss-Vorläufer auf der Isle of Man hat Keymer Gelfand in einer vielbeachteten Partie geschlagen (siehe Video oben).

Der Vincent Keymer Dänemarks: Jonas Buhl Bjerre (17) trifft am heutigen Mittwoch auf Alexander Donchenko. | Foto: Thorstein Magnusson/Reykjavik Open

Alexander Donchenko ist nominell Favorit gegen Jonas Buhl Bjerre, den größten Hoffnungsträger des dänischen Schachs. Aber Bjerre hat unlängst bei der Europameisterschaft angedeutet, dass er nun die 2600 zu überschreiten gedenkt. Der 17-Jährige spielte über die gesamte Distanz ganz oben mit, was ihm am Ende dank seiner starken Wertung als einem von fünf Spielern mit 7 Punkten aus 11 Partien die World-Cup-Qualifikation bescherte. Der punktgleiche Donchenko musste sich hinten anstellen.

Nomineller Favorit ist auch Matthias Blübaum gegen einen anderen 17-Jährigen, den Serben Luka Budisavljevic. Aber der kann sich bei einem in Riga weilenden Landsmann erkundigen, was zu tun ist, um Blübaum zu besiegen: Der Serbe Velimir Ivic hatte Blübaum erst aus dem World Cup gekegelt und ihn wenig später bei der Europameisterschaft ein weiteres Mal geschlagen.

Und gegenüber liegt die Michail-Tal-Straße: Zahlreiche Teilnehmer haben vor Turnierbeginn die Gelegenheit genutzt, am Grab des Exweltmeisters (1960-61) und Schach-Feuerwerkers vorbeizuschauen und auf Inspiration zu hoffen.

Und noch eine Favoritin: Im Grand Swiss der Frauen bringt Elisabeth Pähtz fast 100 Elopunkte mehr auf die Waagschale als die Peruanerin Deysi Cori (27). Die Frauen-Großmeisterin aus Lima, einstige U16-Weltmeisterin, entstammt einer Schachfamilie. Ihr Bruder Jorge Cori, Großmeister mit 2655 Elo, ist einer der besten Schachspieler Südamerikas.

Die Paarungen der ersten Runde mit deutscher Beteiligung (via Schachbund):

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Die Partien der ersten Runde beginnen am heutigen Mittwoch um 13 Uhr. Zur Liveübertragung hier (chess.com) oder hier (chess24).

(Titelfoto via Peter Doggers/chess.com)

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