Die Deutschen müssen bei der Online-Olympiade auf Schützenhilfe hoffen. Nach einem Sieg über Spanien und der erwarteten Niederlage gegen Russland erlitt das deutsche Sextett eine weitere Niederlage gegen die Ukraine, den vermeintlichen Hauptkonkurrenten um den zweiten Tabellenplatz in der Vorrundengruppe, der die Qualifikation für die K.o.-Runde bedeuten würde.
Nominell streiten in erster Linie drei Teams um die Goldmedaillen. Zum einen die Russen und die Inder, die sich im vergangenen Jahr bei der Premiere des online ausgespielten Nationenvergleichs den ersten Platz geteilt haben und nun mehr oder weniger alles auffahren, was ihre Kader zu bieten haben. Dazu kommen die Chinesen, angeführt vom Weltranglistendritten Ding Liren. Die USA treten, gemessen an dem, was sie aufstellen könnten, mit einer Reservemannschaft an (die ihre Vorrundengruppe trotzdem anführt).
Bemerkenswert ist, dass diese drei Top-Teams entschieden haben, die Online-Olympiade als hybrides Turnier zu interpretieren. Die Spieler kommen an einem Ort zusammen und bestreiten ihre Partien von dort aus.
So hatten es im vergangenen Jahr auch die Deutschen gehalten. Von Magdeburg aus hatten sie gespielt und den Einzug in die K.o-Runde geschafft. Dort schied die Mannschaft hauchdünn gegen Ungarn aus, eine Sache von 0,3 Sekunden:
In diesem Jahr hatten sich die Spieler:innen gewünscht, von daheim aus zu spielen. Dieser Wunsch mag damit zusammenhängen, dass fast die Hälfte des Teams gerade erst von der Europameisterschaft aus Reykjavik zurückgekommen ist. Auch ein neues Aufflammen nicht beigelegten Zanks ist unwahrscheinlich, wenn die Protagonisten einander nur via Zoom begegnen.
Und so machte die sportliche Leitung, in diesem Fall Bundesnachwuchstrainer Bernd Vökler und Sportdirektor Kevin Högy, möglich, was sich die Aktiven wünschten. Vor Beginn des Wettbewerbs musste sichergestellt sein, dass jede:r Spieler:in während der Partien aus zwei Kameraperspektiven zu sehen ist, von vorne und von der Seite, eine der Anti-Cheating-Vorgaben.
Trotz dieser Vorgaben hat die Online-Olympiade einen Cheating-Fall. Die Philippinnen wurden disqualifiziert, nachdem die FIDE und chess.com einen Spieler des Betrugs für überführt hielten:
Die deutsche Mannschaft startete sehr ordentlich, Sieg gegen Spanien. Was dann in der zweiten Runde auf die DSB-Equipe wartete, ist schachlich zum Zungeschnalzen. Vökler führt es in seinem Bericht auf der Schachbund-Seite auf:
Daniil Dubow – Schnellschachweltmeister 2018
Wladislaw Artemjew – Europameister 2019
Alexandra Gorjatschkina – Vizeweltmeisterin 2020
Alexandra Kostenjuk – Exweltmeisterin
Andrei Esipenko – Carlsen-Besieger
Polina Shuvalova – Weltranglistenerste U20
Nix zu machen? Vökler beschreibt es so: “Man könnte argumentieren, Lara stand auf Gewinn, Frederik hätte, Daniel könnte und Josefine müsste. Am Ende blieb nur die Fahrradkette.” Und diese Kette kam in Form eines 0:6.
Nun gilt es, diese Niederlage und die darauf folgende gegen die Ukraine abzuschütteln. “Wir bleiben dran und wollen möglichst viel aus den verbleibenden sechs Runden rausholen”, schreibt Lara Schulze, die noch am Abend der ersten drei Runden auf ihrem Blog ihre Sicht des Geschehens präsentierte.
Heute um 16 Uhr geht es weiter, ein signifikant moderateres Programm als gestern: Lettland, Tschechien,Paraguay.
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Bemerkung beim DSB: “Bei Rasmus Svane verabschiedete sich seine zweite Kamera während der Partie, er wurde aufgefordert, dies zu reparieren. Das gelang nicht und beim Versuch des neuen Verbindungsaufbaus entglitt ihm seine Gewinnstellung noch zum Verlust”Also, wenn Ich mir die fotos von das Russische team ansehe im Spielraum als hybrides Turnier, dann ist eines klar.Die Spieler können sich völlig aufs Schach konzentrieren, für die Technik sind andere da.Nicht 6 Spieler wo jeder einzelne sich auch noch mit die Qualität seiner WiFi, Zoom, Mikrofon, 2 Kameras usw. muss beschäftigen.