Der Weltmeister ist dabei, einige Weltklassespieler nicht. Es war ein veritables Puzzlespiel zu absolvieren, bevor die 206 Startplätze für den World Cup der Herren mit Spielern versehen waren. Zahlreiche Großmeister zogen aus unterschiedlichen Gründen zurück, zahlreiche freie Tickets waren zu vergeben.
Dass Magnus Carlsen mitspielen würde, ist keine Überraschung. Der Weltmeister gilt als großer Freund des K.o.-Systems, er liebt Wettkampf, also ist er dabei, auch wenn er offensichtlich keine Qualifikation fürs Kandidatenturnier 2022 benötigt. Die benötigt Remiskönig Teimour Radjabov auch nicht, und es ist keine Überraschung, dass er nicht dabei ist. Die Liebe zum sportlichen Kräftemessen teilt er nicht mit dem Weltmeister, und einen Freiplatz fürs Kandidatenturnier hat er auch so bekommen. Also bleibt er daheim.
Gleich reihenweise haben chinesische Spieler zurückgezogen, mutmaßlich wegen Reisebeschränkungen. Allen voran fehlt in Sotschi der Weltranglistendritte Ding Liren, der nun darauf angewiesen ist, via Grand Swiss oder Grand Prix ins Kandidatenturnier zu kommen. Sein hoher Elo wird ihm nicht helfen. Die Aufwertung des Grand Swiss sowie der Freiplatz für Radjabov haben dazu geführt, dass es fürs Kandidatenturnier 2022 keine Qualifikation via Rating gibt.
Noch mehr als für Ding Liren ist diese Regelung für den WM Herausforderer 2018 und Weltranglistenzweiten Fabiano Caruana eine schlechte Nachricht. Auch der muss sich seinen Spot erkämpfen, und wenn ihm das misslingt, bleibt er außen vor.
Bu Xiangzhi und Wei Yi fehlen in Sotschi ebenso wie Großmeister Lu Shanglei, der sich über die asiatische Hybrid-Qualifikation qualifiziert hatte. Auch Weltmeisterin Ju Wenjun gehört zu denjenigen, die in Sotschi nicht am Brett sitzen. Yu Yangyi wird allerdings spielen.
Namhaftester fehlender Europäer ist wahrscheinlich der Brite Michael Adams, der per Elo für den World Cup qualifiziert gewesen wäre. Auch der eher nicht als WM-Kandidat infrage kommende Michael Wiedenkeller aus Luxemburg fehlt, obwohl er sich die Qualifikation erspielt hatte.
Die hohe Zahl der letztlich zu vergebenen Freiplätze führte dazu, dass das komplette Trio der indischen Wunderknaben (Praggnanandhaa, Gukesh, Nihal Sarin) World Cup spielen darf, und sie hätte, wie berichtet, auch deren Altersgenossen Vincent Keymer eine Teilnahme erlaubt, für die er sich bei der Qualifikation mit einer fantastischen Partie nachdrücklich empfohlen hatte:
Aber anders als die Inder verzichtete Keymer auf den ihn angebotenen Freiplatz. Er spielt stattdessen in Dortmund, danach in Biel.
Trotzdem ist die deutsche Delegation in Sotschi um einen Kopf größer als das allseits kolportierte Quintett annehmen lässt. Neben den fünf Spieler:innen Elisabeth Pähtz, Jana Schneider, Matthias Blübaum, Rasmus Svane und Arik Braun wird der Internationale Schiedsrichter Jens Wolter dafür sorgen, dass alles regelgerecht abläuft.
Elisabeth Pähtz und Matthias Blübaum kommen dank ihres hohen Setzlistenplatzes kampflos in die zweite Runde, ihre drei Landsleute müssen dafür arbeiten.
Beste Aussichten hat Rasmus Svane, dem nach einem hart erarbeiteten Schwarzsieg am heutigen Dienstag ab 14 Uhr ein Remis reicht, um weiterzukommen. Hart gearbeitet hat auch Arik Braun, erreichte nach langem Kampf mit den weißen Steinen ein zumindest sehr vorteilhaftes Damenendspiel, ließ seinen Gegner aber in ein Dauerschach entschlüpfen. Unter Zugzwang steht heute Jana Schneider, die mit Weiß einen Sieg braucht, um im Turnier zu bleiben.
Die Partie der ersten Runde spielte der chilenische Großmeister Pablo Salinas Herrera. Den Kommentar entnehmen wir dem World-Cup-Bericht bei chess.com:
Weil zu einer Glanzpartie immer zwei Spieler gehören, gebührt auch dem Dänen Mads Andersen ein Anteil an dieser Schach-Schönheit. Er hätte ja aufgeben können. Stattdessen nahm er im 26. Zug die dargebotene Dame und erlaubte seinem Gegenüber, das Matt aufs Brett zu stellen.
[…] die Spitzenkönner unter unseren Landsleuten vollzählig versammelt wieder am Brett sehen, sei es in Sotschi, in Dortmund, in Warschau – oder in Benasque. Dort ist jetzt Liviu Dieter Nisipeanu durchs […]
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