Deutsches Großmeisterquintett in der nächsten Runde

(Update 29. Mai: Braun, Svane und Blübaum fahren zum World Cup. Ausführlicher Bericht folgt.)

Aus sieben mach fünf. Matthias Blübaum, Alexander Donchenko, Rasmus Svane, Dmitrij Kollars und Arik Braun sind in die nächste Runde der World-Cup-Qualifikation eingezogen. Gewinnen diese fünf auch ihr nächstes Match, sind sie Teil des millionenschweren Schachspekakels, das im Juli in Sotschi (Russland) beginnen soll.

Leicht wird das allerdings nicht. Nominell favorisiert werden aus dem deutschen Quintett nur Matthias Blübaum und Alexander Donchenko sein.

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Die Paarungen der nächsten Runde (via chess-results.com):

GMDonchenko AlexanderGER2660GMIndjic AleksandarSRB2607
GMBraun ArikGER2609GMRakhmanov AleksandrRUS2651
GMIvanisevic IvanSRB2606GMBluebaum MatthiasGER2669
GMKollars DmitrijGER2607GMSjugirov SananRUS2663
GMSvane RasmusGER2615GMMovsesian SergeiARM2647

Liveübertragung am heutigen Freitag ab 14 Uhr hier.

Die drei Youngster schlugen sich prächtig, alle drei kreierten Dramen, aber leider sind jetzt alle drei draußen: (von links) Ashot Parvanyan, Vincent Keymer, Frederik Svane. | Foto: Claudia Münstermann/DSB

Vincent Keymer und Frederik Svane sind ausgeschieden. Svane vollbrachte es kein weiteres Mal, nach einer verlorenen Auftaktpartie zurückzukommen. Er wird es verschmerzen. Allein sein Triumph über den hochfavorisierten ukrainischen Großmeister Alexander Moiseenko in der ersten Runde zeigte, wozu der angehende Bundesligaspieler des Hamburger SK jetzt schon in der Lage ist.

Jetzt schon: beste Partie des Turniers

Besonders dramatische Züge trug Vincent Keymers erster Anlauf in einem WM-Zyklus. Mit dem Tschechen Viktor Laznicka hatte er einen Großmeister aus der gehobenen 2600-Kategorie zugeteilt bekommen, und wie er den in der ersten Partie überspielte, das war mindestens eines World-Cup-Teilnehmers würdig. Eine Kombination aus überragendem Stellungsgefühl und ebensolcher Kalkulation führte zu einer erstaunlich tiefen Kombination, in der Keymer zwischenzeitlich nur einen Springer für eine Dame hatte und am Ende doch ein gewonnenes Endspiel bekam.

Turnierdirektor Kevin Högy auf der Website des Schachbunds: “Eine Partie, die das Zeug dazu gehabt hätte, einen Schönheitspreis für die schönste, einfallsreichste und schlicht beste Partie des Turnieres zu gewinnen (wenn solche Preise heutzutage noch ausgelobt werden würden). Nicht nur konzeptionell war das ganz großes Kino, auch taktisch; denn da brannte Vincent ein von langer Hand geplantes Feuerwerk ab.”

Auf der Basis von Högys Kommentaren haben wir diese Partie per Video verewigt:

Am Ende des Feuerwerks war das gewonnene Endspiel leider nicht trivial gewonnen, schon gar nicht gegen den sich hartnäckig verteidigenden Tschechen ohne Zeitbonus nach dem 40. Zug. Nur auf Increment spielend, ließ Keymer die entscheidende Chance liegen. Stellungspech: Sogleich drehte sich die Bewertung vollständig, und am Ende stand eine Null statt einer Eins. So bitter das Ergebnis sein mag, dieses war eine Partie, die bleiben wird.

Am heutigen Donnerstag mit Schwarz sah es zeitweise so aus, als könne Keymer auch als Nachziehender Chancen kreieren, aber letztlich reichte es nicht. Die Partie wurde remis, Keymer ist ausgeschieden. Allerdings gibt es vielleicht noch einen Strohhalm für besondere Talente: Der europäische Schachverband hat 47 World-Cup-Plätze zu vergeben, nur 36 davon werden per Qualifikation ausgespielt. Wie der Verband die restlichen elf Tickets zu vergeben gedenkt, war bislang nicht in Erfahrung zu bringen.

Alle heutigen Ergebnisse der Deutschen (via chess-results.com):

4752GMBraun ArikGER26091 – 0GMRozum IvanRUS2549117
43014GMBluebaum MatthiasGER26693½ – ½1IMMihajlov SebastianNOR2384232
432133IMKriebel TadeasCZE25270 – 1GMDonchenko AlexanderGER266017
44547GMSvane RasmusGER2615½ – ½GMBalog ImreHUN257887
45457GMKollars DmitrijGER260721 – 0GMKantor GergelyHUN2527132
45786GMIvic VelimirSRB25811 – 01FMSvane FrederikGER2438201
46925GMLaznicka ViktorCZE26472½ – ½1GMKeymer VincentGER259176
Arik Braun ist ehemaliger Jugendweltmeister und der erste Großmeister, der in einem Schachbox-Ring-gefochten hat. Jetzt ist er außerdem Teil des deutschen Großmeisterquintetts, das ab dem morgigen Freitag um den Einzug in den World Cup kämpft.
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Thomas Richter
Thomas Richter
2 Jahre zuvor

Ein Kommentator auf chess.com weiß (oder behauptet zu wissen), wie der europäische Schachverband die elf anderen Plätze vergibt: einer für den Sieger des Small Nations Cup, zehn nach Elo – für die besten Spieler, die nicht bereits anderweitig qualifiziert sind: Weltmeister, vier Halbfinalisten des letzten Weltcups, 13 nach Elo. Das erklärt wohl, warum z.B. Duda, Andreikin, Vitiugov, Svidler und Dubov (die letzten beiden spielten anderswo im Internet) nicht an der europäischen Weltcup-Qualifikation teilnehmen – sie werden nach Elo von der ECU nominiert. Chancen für Keymer: Die 100 elobesten Schachverbände dürfen jeweils einen Spieler nominieren. Die Niederlande nominieren wohl Jorden van… Weiterlesen »