Frederik Svanes neuester Coup

Europameister 2013. Zweimaliger Gewinner der Schach-Olympiade mit der Ukraine (2004 und 2010). Bester Elo: 2726. Großmeister Alexander Moiseenko ist eine große Hausnummer des Schachs, zumal auf europäischer Ebene.

Jetzt ist er auch beim Schnell- und Blitzschach in bester Gesellschaft. Ihm widerfuhr im Tiebreak der ersten Runde bei der europäischen World-Cup-Qualifikation das, was vor einiger Zeit dem Weltranglistendritten Ding Liren widerfahren ist:

Und das führt uns zum Mann des Tages aus deutscher Sicht. Frederik Svane hat zwar neulich bei der Kaderchallenge die deutsche Nummer eins Matthias Blübaum lehrbuchartig auseinandergeschraubt, aber wer weiß, vielleicht war das ja eine Eintagsfliege?

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Hätte es noch eines Nachweises bedurft, dass Frederik Svanes FM-Titel und seine gut 2400 Elo nicht seine tatsächliche Klasse spiegeln, jetzt ist er erbracht.

Eigentlich schien es zum Auftakt der World-Cup-Qualifikation ja auf das herauszulaufen, was zu erwarten ist, wenn in einem WM-Qualifikationsturnier ein auf dem 2600+-Level noch längst nicht akklimatisierter Youngster auf ein großmeisterliches Schlachtross aus der Moiseenko-Liga trifft: Der Ukrainer gewann die erste Partie gegen den 16-jährigen Lübecker, der sich zwar wacker wehrte, aber letztlich den Kürzeren zog.

Dann schlug der U16-Weltmeister zurück. Mit Weiß in der zweiten Partie gelang ihm der notwendige Sieg auf Bestellung. In einem Schwerfigurenendspiel gelang es Moiseenko nicht, die ihrer Umwandlung entgegenlaufenden weißen Freibauern zu stoppen und zugleich seinen exponiert herumstehenden König vor Ungemach zu bewahren.

Danach das Stechen, zwei Partien langsames Blitzschach 10+3. Hier wäre es zumindest keine Überraschung gewesen, wäre der im Onlineblitz erfahrenere Svane der schnellere der beiden Kontrahenten gewesen. Aber Frederik gewann schon die erste Partie auf dem Brett. Nicht weil er schneller war, sondern weil er besser spielte. Ein Remis in der zweiten Tiebreak-Partie würde reichen, und das sicherte sich Svane, ohne in Gefahr zu geraten.

Team Lübeck? Noch ist Frederik Svane Lübecks Leistungsträger, aber der Website des Hamburger SK entnehmen wir, dass er in der kommenden Saison an der Seite seines Bruders Rasmus im Hamburger Bundesligateam spielen wird. | Foto: Claudia Münstermann/Deutscher Schachbund

Damit ist Frederik Svane einer von sieben Deutschen, die die zweite Runde der World-Cup-Qualifikation erreicht haben. Bevor wir die aufzählen, seien drei ehrenvoll ausgeschiedene Youngster erwähnt (und alle anderen Ausgeschiedenen mögen die Nichterwähnung verzeihen): Ashot Parvanyan schickte sich nach einer Null zum Auftakt gegen den slowakischen GM Jargus Pechak an, die gleiche Dramaturgie zu schreiben wie sein Kollege aus Lübeck. Auch Parvanyan erzwang mit einem Sieg in der zweiten Partie ein Stechen, in dem allerdings der Großmeister (in erster Linie auf der Uhr) der Bessere war.

Alexander Krastev war nach seiner Auftaktniederlage gegen den russischen GM Alexander Savchenko ganz nahe dran, in der zweiten Partie den Ausgleich zu schießen. Und Richard Bethkes Auftaktremis mit Schwarz gegen den tschechischen GM Thomas Polak war derart souverän, dass es zu großen Hoffnungen für die zweite Partie Anlass gab – die sich leider nicht erfüllten.

Keymer jetzt gegen Laznicka

Der vierte Youngster im Bunde, Vincent Keymer, machte sich als nomineller Favorit das Leben schwerer als nötig, allerdings gegen einen Gegner (GM Viteslav Rasik, Tschechien, 2451), der sich als ein hartnäckiger entpuppte. Nachdem Keymer in der eigentlich günstig angelaufenen Weißpartie zum Auftakt den vollen Punkt verdaddelt hatte, bekam er in der zweiten Partie mit Schwarz nur symbolischen, niemals substanziellen Vorteil. Das Stechen allerdings war eine klare Angelegenheit: 2:0 für den angehenden Abiturienten aus Saulheim.

Die deutschen Vertreter aus der 2600-Abteilung, Rasmus Svane, Arik Braun und Dmitrij Kollars, brauchten keinen Tiebreak, um in die zweite Runde zu kommen. Zu ihnen gesellen sich am heutigen Mittwoch ab 13 Uhr Matthias Blübaum und Alexander Donchenko, die dank ihrer hohen Elozahl in der ersten Runde ein Freilos bekamen.

Die Paarungen der zweiten Runde (via chess-results.com):

Rd.Br.Nr. NameFEDEloPkt.ErgebnisPkt.NameFEDElo Nr.
4752GMBraun ArikGER260922GMRozum IvanRUS2549117
43014GMBluebaum MatthiasGER266921IMMihajlov SebastianNOR2384232
432133IMKriebel TadeasCZE252712GMDonchenko AlexanderGER266017
44547GMSvane RasmusGER2615GMBalog ImreHUN257887
45457GMKollars DmitrijGER26071GMKantor GergelyHUN2527132
45786GMIvic VelimirSRB25811FMSvane FrederikGER2438201
46925GMLaznicka ViktorCZE264711GMKeymer VincentGER259176

Leichte Gegner gibt nicht mehr, unüberwindbare allerdings auch nicht. Es wäre eine Überraschung, gleichwohl keine Sensation, würde das deutsche Septett geschlossen den Schritt in die dritte Runde machen. Ein Härtetest wartet auf Vincent Keymer, dem mit Viktor Laznicka (33, Elo-Bestwert 2704) die langjährige Nummer zwei Tschechiens “gegenüber”-sitzt.

Eigentlich sind es sogar acht Deutsche, die weiterkommen. Als treuer Begleiter der Spieler am Brett ist auch dieses Mal Klaus Bischoff als Kommentator dabei – allerdings nicht durchgehend. Zum EntsetzenErstaunen der Zuschauer beendete Bischoff seine Übertragung der zweiten Runde, als es auf den Brettern dramatisch wurde. Die Partien des Tiebreaks bekam auf Schachdeutschland TV niemand zu sehen.

Am heutigen Mittwoch um 14 Uhr geht es weiter. Liveübertragung hier.

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