DSB-Präsident Ullrich Krause unterstützt den unlängst von DSOL-Anti-Cheating-Chef Ralph Alt gegenüber dieser Seite angekündigten Plan, die Deutsche Schach-Online-Liga weiterzuführen. Wann die dritte Auflage beginnt, stehe noch nicht fest, sagte Krause, der die Liga nach Möglichkeit zu einer Dauereinrichtung machen möchte. Ihm schwebt vor, künftig mit der DSOL die spielbetriebsfreie Zeit im Sommer zu überbrücken.
Krause vermittelte im Gespräch mit Sebastian Siebrecht auf Schachdeutschland TV den Eindruck, dass das die Liga bedrohende Cheating-Problem nun, am Ende der zweiten Saison, als solches akzeptiert ist. ChessBase hatte in seiner Berichterstattung zuletzt mehrfach die betreffende Recherche dieser Seite verlinkt.
Siebrecht hielt Krause das auf dieser Seite längst erörterte Gegenmittel vor, das Thema offensiv in die Vereine zu tragen, um ein Bewusstsein für die Problematik zu erzeugen: Bevor sich die Spieler ans virtuelle Brett sitzen, sollten sie einander in die Augen schauen und auf Fair Play einschwören. Krause findet das richtig.
Auch angesichts der in den Vereinen grassierenden Unsicherheit hätte Krause an dieser Stelle des Gesprächs ankündigen können, das Thema im Sinne der Liga und aller daran Beteiligten fortan transparent und offensiv zu handhaben. Stattdessen will er erst einmal die Anti-Cheating-Polizei personell aufstocken.
Tatsächlich ist das dreiköpfige Team um Chefermittler Ralph Alt des Aufwands nicht Herr geworden. Das führte auf der DSOL-Website zur Beschwerde der Ermittler über unberechtigte Anzeigen und die dadurch verursachte Arbeit, während in der Liga vom Anti-Cheating-Team freigesprochene Spieler weitermachen durften, obwohl Cheating in ihren Partien etwa so wahrscheinlich war, wie jemand schuldig ist, der aufgrund eines genetischen Fingerabdrucks verurteilt wurde. Am Ende der Vorrunde stand nach Informationen dieser Seite ein krasses Missverhältnis zwischen tatsächlichen Falschspielern und geahndeten Cheating-Fällen.
Vor der dritten Saison muss das Anti-Cheating-Team einen Paradigmenwechsel vollziehen. Als regelfeste schachliche Oberaufseher sind es Alt und sein Mitstreiter Jürgen Kohlstädt in Regel- und Verfahrensfragen seit Jahrzehnten gewohnt, im deutschen Schach oberste Instanz und Kompetenz in Personalunion zu sein.
Die Sache mit der Kompetenz hat sich bei der DSOL nun erledigt. Maschinen, ein veritabler Algorithmus und eine ausreichend große Datenmenge vorausgesetzt, erkennen mit hoher Zuverlässigkeit einen Cheating-Fingerabdruck.
Ralph Alt und Jürgen Kohlstädt erkennen ihn nicht. Die Aufgabe dieser beiden besteht darin, vom Algorithmus als eindeutige Falschspieler gebrandmarkte Schachfreunde auszusortieren und Zweifelsfälle einer feineren Untersuchung zuzuführen. Dem Vernehmen nach sollen Alt und Kohlstädt noch nicht bei der Einsicht angelangt sein, dass ihre Rolle eine andere sein muss, als sie sich das vorgestellt haben, aber sie sollen sich auf dem Weg zu dieser Einsicht befinden.
Zu hören ist, dass schon im Verlauf der zweiten Saison rechtliche Bedenken die DSOL-Cheating-Polizei gelähmt haben. Es könnte sich ja jemand Gesperrtes beschweren, Rufschädigung geltend machen sogar.
Wir nehmen diese Bedenken erstaunt zur Kenntnis. Eigentlich können sie ja nur aufkommen, wenn die Handelnden ihrem eigenen Verfahren nicht trauen?!
Die Anti-Cheating-Polizei hat ein Problem: Sie benötigt Beweise. Auf frischer Tat kann sie niemand überführen. Deshalb möchte ich nicht in deren Haut stecken. Dank meiner jahrzehntlangen Erfahrung habe ich jedoch eine Nase dafür, was verdächtig ist. Deshalb habe ich mir die Partien von signifikanten Ergebnissen angesehen; z.B. bei Siegesserien von Underdogs. Die sind zwar grundsätzlich möglich, aber nicht in der Perfektion. Solche Auffälligkeiten habe ich in allen Ligen entdeckt; der Anteil ist meines Erachtens deutlich größer als 10 %. Manche Ergebnisse und die damit verbundenen Lobhudeleien sind einfach nur peinlich. Wer daran trotzdem seinen Spaß hatte, möge sich nicht beirren… Weiterlesen »
Viele können sich vielleicht gar nicht vorstellen, welche Variationen an Schach-IT-Betrug vorkommen. Aus meiner Blitz-Praxis (3-0, 1-0) hierzu ein kurzer (und sicherlich unvollständiger) Überblick: 1. Diejenigen, die von Anfang an nur den besten Zug ausführen lassen – fliegen sofort auf. 2. Ein Eröffnungsprogramm, das solange wie nötig sofort mitzieht (=Zeit+Qualität). 3.Nach mehreren Partien übernimmt ein stärkerer Spiel das Brett. 4.Der Betrüger beginnt selber und lässt zum Ende der Partie (z.B. 20 Sek.) ein Programm ran, das sofort zieht, aber immer nur die dritt/viertbeste Möglichkeit. Das reicht auch gegen Carlsen! M.M. nach die “cleverste” Wahl. Vor allem Nr. 4 habe ich… Weiterlesen »
Gleich nach der ersten Runde in der DSOL hatte ich keine weitere Motivation mehr, weitere Partien zu spielen. Muss ich halt etwas anderes machen. Ist zwar schade, aber so ist nun einmal die Situation.
“Maschinen, ein veritabler Algorithmus und eine ausreichend große Datenmenge vorausgesetzt, erkennen mit hoher Zuverlässigkeit einen Cheating-Fingerabdruck.” Technikgläubigkeit ist doch etwas Tolles. Sorry, aber wenn aus 10-20 Partien ein statischer Fingerabdruck hergestellt werden soll, dann hat dies mit tatsächlicher Beweiskraft wenig zu tun. Finden Algorithmen bei derartiger Datenbasis Cheater? Ja, aber nur dämliche oder mit hoher Fehlerquote (Falschverdächtigungen). Gerade die großen Schachserver sind doch der Beweis dafür. Auf Lichess oder chess.com stört es wenig, wenn ein Account gesperrt oder gelöscht wird, solange es nicht gerade ein GM war. Die meisten Spieler auf diesen Servern sind anonym unterwegs.
Appelle an Spieler und Vereine helfen nicht weiter. Solange Online-Spieler*innen unbeobachtet an ihren Rechnern sitzen, werden die meisten spätestens dann schwach, wenn sie – ob berechtigt oder nicht – das Gefühl haben, dass die Gegenseite cheatet. Du weißt ja nicht einmal, gegen wen du wirklich spielst; z.B. gegen einen Jugendlichen oder dessen Vater oder dessen Rechner? Dieses Misstrauen hat nichts mit einer Paranoia zu tun, weil es für die Zweifel berechtigte Gründe gibt, die während einer Partie und höchstwahrscheinlich auch danach nicht widerlegt werden können. Die Versuchung ist also groß, trotz anderer Vorsätze selbst zu cheaten. Es gibt den berühmten… Weiterlesen »
Guter Beitrag. Ein bisschen erinnert die Situation an Twitter und Facebook, die bei Beleidigungen, Hetze etc. nach dem NetzDG Beiträge löschen oder Nutzer sperren müssen. Macht man zu wenig, lässt man Hetze zu. Macht man zuviel, führt das zu “Overblocking”, Beschränkung von Meinungsfreiheit und zu Prozessen von Leuten, die sich wehren. Weder dort noch beim Thema “Cheating” bei Online Turnieren wird man es insoweit allen recht machen können. Dennoch steht und fällt die Glaubwürditkeit der DSOL damit, dass man Cheater entdeckt, man kann sich nicht erlauben, das freizugeben oder nichts zu tun. Menschen können Partien in der Menge kaum auswerten.… Weiterlesen »
https://soztheo.de/kriminalitaetstheorien/rational-choice/abschreckungstheorien-deterrence/
Liebe Schachfreunde, möglicherweise versuchen wir das Pferd von der falschen Seite aus aufzuzäumen. Es ist doch klar das niemand hier des Betruges bzw. des Cheaten bezichtigt werden kann. Das Problem ist und bleibt die Beweisführung. Was allerdings nicht verboten sein dürfte ist jemanden öffentlich zu der „grandiosen Leistung“ seiner Partien die „überwiegend den Zügen ähneln die ein Computer spielen würde“ zu gratulieren. Ich kenne viele Schachspieler die so neugierig wären die nächsten Partien dieser Könner im Netz zu verfolgen. Bei den meisten sollte ja so eine Glanzleistung keine Eintagsfliege sein sondern auch weiterhin gebracht werden. Auch ich hatte das Glück… Weiterlesen »
lichess.org tut es. Der DSB diskutiert. Darum geht es ja hier oft.
[…] De facto gibt es diese neuen Vereine ja schon. Vielleicht sollte ihnen jemand Angebote machen, anstatt zum Beispiel die DSOL als geschlossene Gesellschaft zu verstehen? Dort allerdings, wenn diese Liga jemals richtig groß werden soll, muss endlich nach dem Dortmunder Modell die Cheatererkennung automatisiert werden, anstatt Heerscharen von Helfern für „Anhörungsverfahren“ anzuheuern. […]
Der Artikel lässt einen erstaunt zurück. Mit großer Sicherheit behauptet der Verfasser, dass ein nennenswerter Anteil der Spieler bei der DSOL (um die 10 %) gecheatet hätten. Dies hätte die Anti-Cheating-Polizei, die der DSB für dieses Turnier eingesetzt haben, ohne weiteres herausfinden können. Sie hätten nur ausreichend Maschinenkraft, einen vorhandenen veritablen Algorithmus und eine vorhandene Datenmenge einsetzen müssen. Einmal unterstellt, all diese Dinge wären vorhanden, so bleibt doch die Frage, weshalb der Verfasser dieses Artikels nicht die Arbeit des DSB nachgeholt hätte und seine Behauptung, dass ein nennenswerter Anteil der Spieler bei der DSOL gecheatet hat, mit Namen, Daten, Zahlen… Weiterlesen »
Warum gibt man beim Online-Schach denn nicht einfach alle Hilfsmittel frei?
Da spart man sich viel Kontrollaufwand und niemand wird benachteiligt, weil alles erlaubt ist.
Beim Motorsport hat doch auch jeder seinen eigenen Motor.