Spieleraufstand: kein Einlenken des DSB

Vincent Keymer ist einer der zwölf Kaderspieler, die für die deutsche Nationalmannschaft nicht zur Verfügung stehen, so lange Dorian Rogozenco Bundestrainer ist. Das geht aus dem offenen Brief der zwölf Spielerinnen und Spieler hervor, der am heutigen Samstag öffentlich wurde – wahrscheinlich der Beginn einer Machtprobe. Wie Leser dieser Seite wissen, wäre der Brief nicht abgeschickt worden, hätte die DSB-Führung im Lauf der vergangenen Woche eingelenkt:

Angesichts “eines von persönlichen Sympathien und Animositäten geprägten Entscheidungsklimas” im Leistungssport beginnt die Nationalmannschaftskarriere des Ausnahmetalents Keymer damit, nicht für die Nationalmannschaft zur Verfügung zu stehen, so lange es ist, wie es ist. Dabei könnte ja alles gut sein, wie die zwölf Schachmeister aufzeigen: “In Deutschland sind die nötigen Mittel und SpielerInnen vorhanden, um mittelfristig auf Erfolge im Bereich Leistungssport hinzuarbeiten.” Nur eben nicht das Umfeld, in dem im Sinne einer gemeinsamen Sache alle Beteiligten an einem gemeinsamen Strang ziehen.

Nach Auffassung der Spieler weicht das Präsidium einem “lösungsorientierten Dialog” kontinuierlich aus. Stattdessen sei erst mit Andreas Jagodzinsky der “einzige verlässliche Partner” der Spieler isoliert worden, bis er seinen Rücktritt ankündigte. Wenig später folgte Frauen-Kapitän Alexander Naumann, nachdem Absprachen ignoriert und zugesagte Kompetenzen zurückgenommen worden seien. Im Fall Naumann lässt sich DSB-Präsident Ullrich Krause in einer denkwürdigen Mitteilung auf der DSB-Seite unverändert damit zitieren, es habe sich um ein “Missverständnis” gehandelt.

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Vincent Keymer wird vorerst keinen Bundesadler auf der Brust tragen. | Foto: Klaus Steffan

Die Spieler schließen ihr Schreiben mit einer Aufforderung: “Wir fordern eine transparente Förderung, die Angebote schafft und Anreize bietet, sowie einen respektvollen und sachlichen Umgang mit allen SpielerInnen. Wir wünschen uns Willen zur Veränderung. Wir hoffen, dass die Führung des Schachbundes Voraussetzungen schafft, unter denen im Bereich Leistungssport wieder alle Beteiligten an einem Strang ziehen.”

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Gerhard Streich
Gerhard Streich
3 Jahre zuvor

Das DSB-Präsidium lebt in einer Parallelwelt. Stolz werden die Ergebnisse von Video-Konferenzen präsentiert, in denen es um Formalien geht, währenddessen die Menschlichkeit auf der Strecke bleibt. Und Ullrich Krause hat noch immer nicht begriffen, dass er als Präsident für die Anhäufung von Problemen verantwortlich ist.

Krennwurzn
Krennwurzn
3 Jahre zuvor

Jetzt könnte es doch enger für den Bundestrainer werden, sogar ChessBase veröffentlicht heute den offenen Brief der Kaderspieler

Offener Brief von 12 Kaderspielern | ChessBase

Der Bundestrainer hatte bisher als Autor von ChessBase immer Schutz genossen und dürfte auch dort nun an Unterstützung verlieren.

Begonnen hat die Ära im Dezember 2013 auch schon unter einem schlechten Stern

https://www.schach-welt.de/BLOG/blog/dorianalleinimtv

und dann die vielen Probleme in den Folgejahren, die u.a zum Rückzug von Thomas Luther führten usw…

Sieben lange Jahre – aber keine glücklichen Jahre – es wäre Zeit für eine Scheidung 😉

Ekpah
Ekpah
3 Jahre zuvor

ekpah Gerade
Das Nichthandeln der Schachbund-Spitze verstößt gegen die Verpflichtung, zum Wohle des Verbandes zu handeln. Kein Unternehmensvorstand, der ein solch einhelliges Votum von Mitarbeitern gegen ihre Führungskraft erhält, würde an der kritisierten Person festhalten. Aber offenbar sieht die Schachbundspitze hier ausschließlich einen Machtkampf, in dem sie sich unbedingt durchsetzen will – unter Missachtung der Folgen für das deutsche Spitzenschach. Das einzig Tröstliche: Erfolgreiche Schachkarrieren sind natürlich auch ohne Verband möglich!

Ole Leander
Ole Leander
3 Jahre zuvor

Bei so vielen Aufkündigungen der Gefolgschaft beim DSB wird wohl der Chef seinen Hut in den Ring werfen müssen…er hat wohl den Überblick verloren…

Walter Rädler
Walter Rädler
3 Jahre zuvor
trackback

[…] Als sogar Keymer den von Georg Meier initiierten offenen Brief der Nationalspieler unterzeichnet hatte, mutmaßlich zur Überraschung der DSB-Führung, erfolgte sehr bald die erste […]

Peter Kalkowski
Peter Kalkowski
3 Jahre zuvor

Ich hatte mir von dem offenen Brief der Zwölf mehr versprochen. Der ist sehr allgemein gehalten. Wo die Verfehlungen genau liegt ist nicht ganz offensichtlich. Der Öffentlichkeitsreferent soll/wird lt. Schachticker die Brocken auch hinschmeißen. Es ist schade hoffentlich legt der DSB den Spielern keine Steine in den Weg und erteilt die Freigabe für andere Landesverbände ohne Ablöse. Schach ist eben international und alles ist möglich. Heute Deutschland morgen Schweiz oder andere Verbände. Wen schert es außer das es wirklich ein Skandal ist mit den wenigen Nationalen-Spitzenspielern keine Lösung zu finden. Man sollte herausfinden ob unser GF/DSB in den USA Kontakt… Weiterlesen »

Walter Rädler
Walter Rädler
3 Jahre zuvor
Klaus Zachmann
Klaus Zachmann
3 Jahre zuvor

Warum bekommt die DSB-Führung diese Vorgänge nicht in den Griff?
Zuerst der Angriff auf die eigene Schachjugend und jetzt ist der Leistungsbereich dran.
Warum bespricht man das nicht hinter verschlossenen Türen und geht erst dann an die Öffentlichkeit, wenn man sich geeinigt hat?