Champions Chess Tour: Schach als TV-Sport – und Blübaum mittendrin?

Die “Magnus Carlsen Chess Tour” heißt ab der zweiten Auflage “Champions Chess Tour”. Beginnen soll das Spektakel im November. Bis September 2021 sind zehn Online-Turniere geplant. Gesamtpreisfonds: 1,5 Millionen Dollar.

Der Play-Magnus-Gruppe soll die Tour als Werkzeug dienen, das hilft, Schach als Fernsehsport zu etablieren. Ein erster Schritt in diese Richtung ist schon getan: Die Übertragungsrechte haben sich die norwegischen Sender NRK und TV2 gesichert inklusive Option für die Tour 21/22.

Jetzt muss nur noch geklärt werden, wer mitspielt. Die Tour soll ja nicht ausschließlich aus den üblichen Verdächtigen bestehen. An diesem Wochenende bekommt die deutsche Nummer eins Matthias Blübaum die Chance, sich zu qualifizieren.

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Blübaum hatte unlängst bei der Banter Series von chess24 seine Vorrundengruppe gewonnen und sich fürs K.o.-Finale qualifiziert. Dort bekam er es gleich in der ersten Runde mit dem Weltranglistenzweiten Fabiano Caruana zu tun – und schied nach einer 2,5:5,5 Niederlage aus.

Einer der sieben Sieger der Banter-Vorrundengruppen wird sich für die Tour qualifizieren. Welcher das sein wird, das klären die Großmeister an diesem Wochenende am virtuellen Brett.

Auf dem Programm steht am Samstag und Sonntag ein spannend besetztes Rundenturnier, gespielt wird Schnellschach 15+10. Angesichts der Anwesenheit von Giganten wie Peter Svidler und Samuel Shankland ist Mattthias Blübaum zumindest nicht Favorit. Andererseits ist das Feld ausgeglichen genug, dass alles passieren kann. Seien wir gespannt, drücken wir Matthias die Daumen.

Voraussichtlich wird es weitere Qualifikationsturniere für die Champions Chess Tour geben. Noch sei nicht geklärt, ob auch andere deutsche Großmeister die Chance bekommen, sich für die Tour zu qualifizieren, teilt chess24 auf Anfrage mit.

Derweil hält auch die größte Schachspielseite chess.com die Großmeister beschäftigt. Nach Matthias Blübaums Siegeszug bis ins K.o.-Finale des Titled Tuesdays gibt es zwar keine weiteren Heldentaten zu vermelden, aber es sind hunderte Partien mit deutscher Beteiligung gespielt worden, die unsere Freunde von chesspuzzle.net nach Taktik-Feuerwerken durchsucht haben.

Wir haben die besten ausgewählt, hier die Beute der vergangenen Wochen:

GM Wagner, Dennis (2581) – GM Pantsulaia, Levan (2553)
Titled Tuesday 6th Oct chess.com INT (4), 2020.10.06

Zum Aufwärmen: Eine leichte Übung, nicht nur für Dennis Wagner. Weiß zieht und setzt matt in drei.

(Du willst lösen? Klick aufs Brett.)


IM Praveen, Kumar C (2158) – GM Braun, Arik (2609)
Titled Tuesday 13th Oct chess.com INT (2), 2020.10.13

Oje, gleich läuft der schwarze c-Bauer durch.

Oder?


WGM Osmanodja, Filiz (2256) – CM Dong, Bao Nghia (2227)
Titled Tuesday 13th Oct chess.com INT (1), 2020.10.13

Ein Klassiker, gewiss. Aber es ist eine präzise Zugfolge vonnöten, um den schwarzen König zu erlegen. Filiz Osmanodja hatte in der Partie die richtige Idee, scheiterte aber an der Ausführung.

Machst du es besser?


FM Koellner, Ruben Gideon (2330) – IM Rodchenkov, Sergey D. (2346)
Speed Chess Super Swiss chess.com INT (11), 2020.10.03

Ruben Gideon Köllner von den SF Deizisau sorgt gerade beim Claus-Dieter-Meyer-Gedenkturnier in Bremen für Aufsehen. Hier, oje, sieht es allerdings schlecht aus. Gleich wird Weiß auf g2 mattgesetzt, und das lässt sich schlecht decken: 1.Se3 scheitert an 1…Dh3+ 2.Kg1 Txe3! zum Beispiel. Und 1.Sf4 funktioniert auch nicht: 1…Dh4+ 2.Kg1 Lxf2+! 3.Dxf2 Te1+ und aus. Nach dieser irreführenden Vorrede mag dich die Aufgabenstellung überraschen:

Weiß zieht und gewinnt.


GM Kuzubov, Yuriy (2643) – GM Braun, Arik (2609)
Titled Tuesday 13th Oct chess.com INT (6), 2020.10.13

Nimmt Weiß auf f2, bedient sich Schwarz auf h6, dann sind beide Könige exponiert und die Stellung ist reichlich unklar. Nein, das geht besser.

Weiß zieht und sichert sich großen Vorteil.


GM Bachmann, Axel (2599) – GM Wagner, Dennis (2581)
Titled Tuesday 6th Oct chess.com INT (6), 2020.10.06

Weiß zieht und gewinnt.

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Gerald Fix
3 Jahre zuvor

Eine Fernsehturnierserie? Ich erinnere mich noch an ein Fernsehturnier mit Helmut Pfleger, der es fertigbrachte, zwischen dem Niveau von schwachen bis starken Amateuren eine größere Gruppe zu bedienen. Denn das ist das große Problem: Während bei Fußball bekanntlich lauter Bundestrainer vor dem Fernseher sitzen, muss ein halbwegs erfolgreiches Schachprogramm auch Leute bedienen, die zwischendurch auch mal ein Matt in 1 übersehen. (Und die etwas besseren Spieler sind dann beleidigt.)

Zuletzt gab es eine Turnierserie auf Eurosport und die hatte, trotz des großartigen Frank Winkler, eigentlich schachlich nicht viel zu bieten.

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[…] Wie berichtet, soll die Tour der Play-Magnus-Gruppe als Werkzeug dienen, das hilft, Schach als Fernsehsport zu etablieren. Die ersten zwei Schritte in diese Richtung sind schon getan: Erst sicherten sich norwegischen Sender NRK und TV2 die Übertragungsreche inklusive Option für die Tour 21/22. Dann folgte der größte europäische Sportsender. […]

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[…] Unternehmensgruppe die Rechte für ihre Schachtour an Eurosport und das norwegische Fernsehen verkauft, nun lässt der Schach-Weltverband in Sachen Weltmeisterschaft und Kandidatenturnier aufhorchen. […]

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[…] wieder eines an, das höchstwahrscheinlich stattfinden wird, ein Grund, warum Magnus Carlsens Champions Chess Tour im Januar pausiert. Hätte es zuletzt „richtige“ Turniere gegeben, wer weiß, wie wir […]

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[…] Veranstaltungen. Jetzt ist der Marketing- und Kommunikationsfachmann Arne Horvei Direktor der Champions Chess Tour, des Flagschiffs der Firmengruppe seines […]

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[…] als derart starker Gegner entpuppen würde. Bei der mit 1,5 Millionen Dollar dotierten neuen Carlsen-Tour werden die beiden im Lauf dieses Jahres voraussichtlich wieder […]

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[…] in Deutschland gibt es nun einmal keinen Besseren als Matthias Blübaum, der es unlängst beinahe aus eigener Kraft geschafft hätte, sich für die erste Auflage der Carlsen-Tour zu […]

Simon
Simon
3 Jahre zuvor

Ist das irgendwie besonders ? Dachte im norwegischen Fernsehen wird dem öfteren Schach gezeigt – anders als in unserem öffentlich rechtlichen zwangsgebühren Sendern. Eigentlich schade, denn früher war das anders…