In der Warteschleife

Der mittlerweile einjährige Stillstand im Rechtsstreit zwischen dem Deutschen Schachbund und Dirk Jordan wird noch eine Weile dauern. Seit Sommer 2019 prüft die Staatsanwaltschaft Dresden, ob sie Klage gegen den Schachverkäufer und -organisator aus Dresden erhebt. “Die Ermittlungen werden noch einige Zeit in Anspruch nehmen”, teilt die Behörde jetzt auf Anfrage dieser Seite mit.

Der Staatsanwaltschaft liegt eine Anzeige des Schachbunds gegen Jordan wegen “Bestechlichkeit im geschäftlichen Verkehr” vor. Im Sommer 2019 hatten die Ermittler mehrere Objekte Jordans durchsuchen lassen und Vermögenswerte sichergestellt (wir berichteten), ein “Vermögensarrest”, der bewirken soll, dass keine Werte dem Zugriff der Strafverfolger entzogen werden.

Einst vereint beim Dresdner Schachfestival, nun Gegner: Klaus Deventer (links) vertrat auch nach seiner Abwahl als Vizepräsident die DSB-Seite im Verfahren gegen Dirk Jordan (rechts) und zwei mit dem Dresdner verbundene Vereine. | Foto: Schachfestival Dresden

Vor dem Landgericht Dresden landete derweil das zivilrechtliche Verfahren des DSB gegen Jordan und die Vereine “Ran ans Brett” sowie “64 Felder” in einer Warteschleife. Die Versuche von Richter Gerd Dück, beide Seiten zu einer Einigung zu bewegen, fruchteten nicht. Ein Vergleichsangebot Jordans lehnte der DSB ab, dann lehnte Jordan ein Vergleichsangebot des DSB ab (wir berichteten), danach kehrte Funkstille ein. Angesichts fehlender Kompromissbereitschaft der Parteien setzte Dück das Verfahren im November 2019 aus. Jetzt will er abwarten, wie das Strafverfahren ausgeht. Und das, siehe oben, ruht.

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Das DSB-Vergleichsangebot an Jordan soll eine Klausel beinhaltet haben, die den Dresdner Turnierausrichter verpflichtet hätte, keine Turniere mehr auszurichten. Als das abgelehnt war, weitete der DSB den Streit auf die Turniersäle aus. Jordans “Cup der Deutschen Einheit” parierte der Verband mit einem “Deutschland-Cup” zur gleichen Zeit in unmittelbarer Nähe, ein mit erheblichem Aufwand promotetes Turnier, das aus dem einzigen Grund existierte, Jordan Kunden wegzunehmen (mehr zur Deutschland-Cup-Posse in diesem Beitrag).

Im Oktober will Jordans Verein “Ran ans Brett” die 2020er-Auflage seines Cups der Deutschen Einheit ausrichten. Aller Voraussicht nach wird er sich dieses Mal keiner DSB-Gegenveranstaltung erwehren müssen, zumindest ist keine angekündigt. Wir haben heute beim Pressesprecher des Schachbunds angefragt, was der DSB in Sachen “Deutschland-Cup” plant. Sobald wir eine Antwort bekommen, wird sie hier eingearbeitet.

Den Namen “Deutschland-Cup” hat der DSB in diesem Jahr durchaus schon verwendet, im Mai nämlich für ein Online-Turnier. Ob der “Internet-Deutschland-Cup” eine Veranstaltung im Sinne der Verbreitung unsere Spiels war oder neuerliches Kennzeichen eines anhaltenden Kreativ- und Gestaltungsvakuums, haben wir unlängst in diesem Beitrag beleuchtet:

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acepoint
acepoint
3 Jahre zuvor

«Das DSB-Vergleichsangebot an Jordan soll eine Klausel beinhaltet haben, die den Dresdner Turnierausrichter verpflichtet hätte, keine Turniere mehr auszurichten.»

Wovor hat der DSB Angst? Unabhängig davon, was da in der Vergangenheit mit der DASM passiert ist – ich kann das nicht beurteilen, aber dafür sind ja die Gerichte da – befürchtet der DSB, dass ihm ein privater Turnierausrichter Konkurrenz macht und will deshalb hintenherum ein «Berufsverbot» unterzeichnen lassen?

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Klaus Deventer
Klaus Deventer
3 Jahre zuvor

Man sollte nicht alles glauben, was im Internet steht. Eine derartige Klausel hat es nie gegeben. Die Behauptung dient einfach der Stimmungmache interessierter Kreise.