Quarantäneliga on fire: Viernheim und Deizisau steigen ein

Überschaubar ist die Zahl der Teams, die in der Offline-Bundesliga an einem guten Tag der mächtigen OSG Baden-Baden gefährlich werden können. Die erste Mannschaft des SC Viernheim 1932, angeführt vom einstigen WM-Kandidaten Shakh Mamedyarov, ist eines von denen. Die erste Mannschaft der Schachfreunde Deizisau, angeführt vom einstigen WM-Finalisten Peter Leko, ist ein anderes. Beide Vereine sind jetzt in die Quarantäneligen eingestiegen, was dazu führen dürfte, dass dort ab Sonntag einige weitere aufregende Spieler zu sehen sein werden.

Deizisaus Vincent Keymer zum Beispiel, der zuletzt (fast) alles in Grund und Boden geblitzt hat, was sich ihm in den Weg stellt. Und der auf Betreiben der Deutschen Schachjugend jetzt auch Lichess entdeckt hat:

Oder Viernheims Anton Korobov, ein Spezialist für die schnellen Disziplinen. Oder dieser Herr:

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IM Günther Beikert. | Foto: Georgios Souleidis/Grenke Chess

Wer nicht gewusst hätte, wer das ist, der hat die Schachbundesliga nicht richtig verfolgt. Die beste Kombination des Ligabetriebs 2019/20 (2019-21?) hat eben nicht ein Anand oder Caruana oder MVL gespielt, sondern der Gymnasiallehrer Dr. Günther Beikert in Diensten des SC Viernheim:

Auch abseits des Brettes ist Beikert einer der bemerkenswertesten Akteure des Schachbetriebs. Im von Corona eingeschränkten Leben droht ja der drohende Kollaps unserer Erde in Vergessenheit zu geraten. Virus hin, Virus her, wir dürfen nicht verdrängen, dass der einst blaue Planet seit Jahrzehnten vor Atemnot blau anläuft. Dass die Menschheit jedes Jahr die Ressourcen von drei Erden verbraucht. Dass sich aus all dem Plastik in den Weltmeeren ein Kontinent bauen ließe. Dass Massentierhaltung, Verkehr und Industrie viel zu viel zu viele Treibhausgase in die Atmosphäre pusten (und einiges weitere Unheil anrichten).

Bayern und St. Pauli in Liga 3 gestoppt

Günther Beikert erinnert uns daran. Der Physiker hat sich den Scientists for Future angeschlossen, eine Initiative von Wissenschaftlern, die die Schülerbewegung Fridays for Future unterstützt. Mit seinen Schülern kämpft Beikert darum, den Lebensraum Erde für kommende Generationen zu erhalten. In der Schachszene kämpft er darum, dass wir uns des Brettes vorm Kopf entledigen, um uns bewusst zu machen: Unser Planet steht in Flammen. Wann immer Beikert in Sachen Schach unterwegs ist, auch in der Bundesliga, hat er ein mahnendes Bild dabei:

Wir müssen viel mehr tun, und das sofort: Günther Beikerts Appell während des Bodenseecups 2019 in Überlingen. Uwe Pfenning, Vorsitzender des Badischen Schachverbands, assistiert. Rechts: Lothar Knebel, Vorsitzender des SC Überlingen. | Foto: Perlen vom Bodensee

Ob sich Deizisau und Viernheim bis in die erste Liga hochspielen können? Im Idealfall wissen wir das in sechs Wochen. So lange dauert es im auf zwölf Ligen angewachsenen Quarantäne-Spielbetrieb mindestens, um von ganz unten nach ganz oben zu kommen.

Bevor diese beiden Vertreter der “stärksten Liga der Welt” am heutigen Sonntag einsteigen, stellen wir fest, dass dem FC Bayern ebenso wie dem FC St. Pauli der Durchmarsch in die höchste Klasse nicht gelungen ist. Beide sind in der dritten Liga hängengeblieben, wo sie dem usbekischen Team “Sky Chess” den Vortritt lassen mussten:

Liga zwei zeigt deutlich, in welchem Maße sich die einst deutschen Quarantäneligen zu den führenden Ligen des Weltschachs entwickeln. Für die deutschen Vereine wird es immer schwieriger, nach ganz oben zu kommen.

Andererseits gelingt es einem “normalen” Verein wie dem Verbandsligisten SK 1962 Ladenburg (bitte mal die Homepage aktualisieren!), ohne GM-Verstärkung allein mit seiner Dichte von DWZ 2000+-Spielern in der zweiten Liga oben mitzuspielen.

Den Meistertitel hält jetzt das serbisch/russische “Team Alpha”. Der Bierstube gelingt es dank der Fusion mit dem Germany Bears, sich wieder in Liga eins festzuspielen.

Am Tabellenende ein Einschnitt: Nach zwölf Erstliga-Teilnahmen in Serie steigt der SC Grunbach in Liga zwei ab.


Wie aus dem einsamen Streik eines schwedischen Mädchens eine weltweite Bewegung wurde.

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Stefan Joeres
Stefan Joeres
3 Jahre zuvor

Naja, Ladenburg ist zwar Verbandsligist, aber das Quarantäneliga Team deckt sich quasi gar nicht mit der ersten Mannschaft des Vereins. Da hat der Cernov seine spielstarken Bekannten aktiviert, mit der 2000er-Dichte hat das wenig zu tun.

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[…] dass unlängst die Schhachbundesligisten SC Viernheim und SF Deizisau auf den Quarantäne-Zug aufgesprungen sind. Beide sind mittlerweile in der achten Liga […]

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[…] Ligen. Und natürlich, natürlich Jens Hirneise mit seiner wahnwitzig-unerhört-unglaublichen Welt-Quarantäneliga – toll, toll, auf alle Fälle, dass wir uns im Schach mit spannenden Ideen und innovativen […]