Von Martin Hahn
Im neuen Gedicht möchte ich die Perspektive wechseln und das lyrische Ich eher als unterlegenen Spieler darstellen. Wenn ich zum Beispiel im Bereich der Weltelite über diesen Begriff nachdenke, fällt mir dazu sofort die interessante Dreiecks-Konstellation Kasparow-Anand-Kramnik ein.
Nachdem Kasparow zu Beginn des Auftauchens von Vishy in der Weltspitze von diesem zwei Mal geschlagen wurde (Tilburg 1991, Reggio Emilia 1992), hatte Anand danach überwiegend nicht mehr so tolle Ergebnisse gegen Kasparow. Denken wir nur an den WM-Kampf 1995 in New York.
Für Kramnik war hingegen Anand stets ein schwieriger Gegner (mit dem Höhepunkt des WM-Duells 2008, wo Kramnik nie wirklich eine Chance auf den Wettkampfgewinn hatte). Das ist aber nur meine Einschätzung, der man natürlich auch entgegenhalten kann, dass die Gesamtbilanz von Kramnik und Anand zum Ende hin ziemlich ausgeglichen ist.
Jedenfalls war Kramnik bekanntlich die Nemesis von Kasparow, so dass im Kreise dieser drei jeder einen jeweils anderen Angstgegner hatte (zumindest in den direkten Duellen um den WM-Titel).
Der Angstgegner
Du hattest mich so oft bezwungen,
Ich war kein Konkurrent für dich;
Mir war ein jedes Spiel misslungen,
Ich schlug mich stets so jämmerlich,
Mit dir am Schachbrett, all die Jahre.
Doch gestern war es nun so weit:
Du schienst k.o.! Ich offenbare:
Ich war zum Luftsprung schon bereit,
Du hingst im Seil schon sozusagen –
Dein König stand komplett auf Matt!
Ich hätte dich so gern geschlagen,
Doch setzte dich aus Dummheit patt.
Hab nachts die Birne mir zermahlen,
Erst früh um fünf kam Euphorie:
Die Null war weg aus den Annalen!
Ich hatte endlich ein Remis.
Unter seinem Pseudonym “Nathan Rihm” hat Martin Hahn bereits zwei Gedichtbände veröffentlicht. Mehr über ihn auf der Nathan-Rihm-Fanpage bei Facebook.
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